Schlußvotum 8.8 / Kommission zur Erarbeitung von Materialien zur Sexualpädagogik
Der Erzbischof soll eine Kommission bilden, in der alle
Fachrichtungen vertreten sind, die sich mit dem Themenfeld
Sexualität befassen. Diese Kommission soll Materialien unter
Berücksichtigung von Einsichten der Humanwissenschaften und der
Theologie, von Aussagen des kirchlichen Lehramtes und von der
Lebenserfahrung heutiger Menschen erarbeiten und begründen. Die
Sprache dieser Materialien muß zielgruppengerecht sein.
Begründung zu Schlußvoten 8.7-8.9:
Im Gegensatz zur o. g. ganzheitlich-positiven Sicht ist in der
Vorstellung vieler Menschen und Gläubigen Sexualität aus der
Sicht der ,,katholischen Kirche`` eher negativ besetzt.
Dieses Bild muß dringend durch offene Gesprächsangebote
korrigiert werden, nicht nur bei Multiplikatoren, wie
Mitarbeitern in der Jugendarbeit, bei Lehrer(innen) und
Firmkatecheten(innen), sondern auch und vor allem bei der jungen
Generation. In diesem Kontext ist der vorurteilsbeladene Begriff
der ,,Keuschheit`` neu zu begründen und zu diskutieren - als
Integration sexuellen Erlebens in die personale Beziehung der
Partner zueinander. Dazu gehört auch eine differenzierte Sicht
der ,,Sexualität vor der Ehe``.
Nur wenn die Kirche ihre Sicht von Sexualität überzeugend
begründet und zu einer Kultur von Erotik und Sexualität
ermutigt, kann eine solche Sicht von den Menschen angenommen
werden.
Denn ,,gute`` Wege sind immer auch Wege, die zu einem gelungenen
Leben führen und damit etwas zum ,,Heil`` auch schon auf dieser
Erde beitragen können.
Das Vorliegen eines überzeugenden Konzeptes nützt wenig, wenn
nicht die Verantwortlichen darüber informiert werden und in
offenen Gesprächen sich damit auseinandersetzen können. Ferner
ist es wichtig, Methoden zu vermitteln, wie man mit Kindern und
vor allem mit Jugendlichen über Sexualität im engeren und
weiteren Sinne in ein offenes und angstfreies Gespräch kommen
kann. Denn eine Entfaltung der Fähigkeit, über Gefühle, Ängste,
Hoffnungen und auch Fragen im Bereich von Sexualität, Mann-Sein,
Frau-Sein, Partnerschaft und Ehe zu sprechen, kann eine gute
Voraussetzung für die Gestaltung von Partnerschaft und Ehe sein.
Viele Eltern, aber auch Lehrer und Lehrerinnen, Verantwortliche
in der Jugendarbeit und Ehevorbereitung tun sich schwer damit.
Deshalb bedarf es dringend einer Dialogkultur zwischen dem
Lehramt und den Gläubigen, damit das Sprechen über diese Themen
nicht verdrängt wird durch die Frage: ,,Was darf ich sagen und
was nicht¿` In der Praxis sollten Verantwortliche nicht
verunsichert, sondern ermutigt werden, mit den jungen Menschen
dieses Themenfeld kritisch zu reflektieren.